Stimmen der Vielfalt

Am 17.10. 2008 hat in unserer Stadt ein Fest unter dem Motto „Stimmen der Vielfalt“, veranstaltet vom Freien Radio Freistadt, stattgefunden. Anlässlich des Jahres des interkulturellen Dialogs wollten sie unter diesem Motto ihre Radio-Arbeit, bei der seit einiger Zeit auch MigrantInnen mitarbeiten, vorstellen. Das Freie Radio Freistadt sendet auf 107,1.

Für diese Veranstaltung war mit großem Aufwand geworben worden.

Interkultureller Dialog liegt mir am Herzen. Entsprechend waren meine Erwartungen an dieses Fest. Diese wurden leider zum größten Teil enttäuscht.

Nun der Reihe nach meine Kritikpunkte.

Mir erschien, dass der interkulturelle Gedanke bzw. das Motto des interkulturellen Dialogs benutzt wurde, um ein Fest für das freie Radio auszurichten. Denn eigentlich ging es um das freie Radio, eine zweifellos tolle und basisdemokratische Initiative.

Die eigenen interkulturellen Mitarbeiterinnen sind nicht bzw. kaum zu Wort gekommen. Deren Erfahrungen mit der Radio-Arbeit und der interkulturellen Arbeit hätten mich jedoch sehr interessiert.

Überflüssig bzw. unüberlegt und für sie und ihre Gruppen zum Schaden empfand ich den von den Veranstaltern bewerkstelligten Auftritt von zwei Vertretern der türkischen Vereine im Rahmen einer „Offiziellen-Runde“ zusammen mit Politikern. Die hatten nichts mit dem Freien Radio zutun. Sie waren überhaupt nicht redegewohnt und redegewandt. Entsprechend „schwach“ waren ihre Aussagen. Wären sie eingeladen gewesen, weil es zwischen dem FRO und den türkischen Vereinen schon einen Dialog gibt, so hätte das sicher gepasst. So aber nicht.

Es gab auf Grund des dichten und sicher kostspieligen Programms recht wenig Möglichkeit für das Gespräch zwischen den BesucherInnen. Mir schien, dass die Veranstalter unter Dialog eher das Halten von Statements von PolitikerInnen und sonstigen „Offiziellen“ verstehen als das Gespräch unter Menschen.

In Freistadt gibt es schon viele kleine und größere Initiativen für interkulturellen Dialog. Die Kleinarbeit, die echter Dialog verlangt, ist mühsam aber auch lohnend.

Geärgert hat mich, wie wenig Raum und Beachtung dem Buffet und den Personen (türkische Community, Initiative „Freistadt isst international“, Frauentreff), die für das internationale Buffet gesorgt hatten, geschenkt wurde.

Die Speisen konnten nicht entsprechend präsentiert werden, weil der Platz fehlte. Als das Buffet eröffnet wurde, war der Saal dunkel. Man konnte die Speisen gar nicht sehen. Notdürftig wurde mit einer Kerze für etwas Licht gesorgt. Gleichzeitig war eine Breakdance-Aufführung mit dröhnend lauter Musik.

Es war den Veranstaltern nicht die Mühe wert, das Buffet „feierlich“ zu eröffnen, und die Frauen, die die Speisen gebracht hatten, zu begrüßen, sie vorzustellen und ihnen Wertschätzung für ihre Kochkünste auszusprechen. Und vom Ablauf her für etwas Ruhe zu sorgen, sodass sich die BesucherInnen zumindest zu Beginn auf das Buffet und das Essen konzentrieren konnten.

Es erübrigt sich zu erwähnen, dass natürlich die Frauen bis nach Mitternacht mit Abwaschen und Saubermachen beschäftigt waren. Ich habe keine Verantwortlichen vom freien Radio einmal in der Küche gesehen.

So ein Fest braucht, wenn es wirklich Menschen zusammen bringen will, entsprechende Behutsamkeit, die mir gefehlt hat.

Ich habe meine Kritik nun ziemlich harsch angebracht. Vielleicht haben andere dieses Festes anders erlebt. Über diesbezügliche Kommentare freue ich mich.

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Eine Antwort zu Stimmen der Vielfalt

  1. Sebastian sagt:

    Ich teile die Beobachtungen, das Fest war kein „interkultureller Dialog“, sondern ein Fest für Freie Radios bzw. das Freie Radio Freistadt im Speziellen.

    Das Problem an der Veranstaltung war aber vor allem ein organisatorisches. Die Veranstaltung war „überorganisiert“. Es gab keine Pause, keinen Spielraum. Selbst ein Kongress, der nur aus Vorträgen besteht, hat Pausen.

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