Sonntag in Kinshasa

Avenue Xoras, Limete, dahinter verbirgt sich mein Zuhause in den ersten vier Wochen

Avenue Xoras, Limete, dahinter verbirgt sich mein Zuhause in den ersten vier Wochen

Sonntag 24. 11. 2013 7:00 Uhr
Ich bin erschöpft. Ich  hatte mir vorgenommen, einfach zu akzeptieren was ist. Den Schmutz draußen, das nicht allein unterwegs sein können, das Essen, das Reden in einer Sprache, die ich ungenügend verstehe und spreche. Und den Lärm. Den permanenten Lärm. Ich hatte mir vorgenommen, mich innerlich nicht dagegen aufzulehnen. Das würde nur unnötig Kraft kosten. Aber jetzt merke ich, dass das gut und schön ist. Dass ich aber im Moment einfach k.o. bin. Kein ausschlafen gerade auch nicht am Sonntag, weil es da in der Eglise des Reveilles hier um die Ecke besonders zugeht (wie sonst auch fast jeden Tag, aber da eher nachmittags oder abends, was nicht weniger schrecklich ist). Und das geht stundenlang dahin! Mit immer gleichen Refrains und aggressiv klingenden Slogans, durchs Mikrofon geplärrt.

17:30 Uhr

Als ich einen Nachmittagsschlaf halten wollte, nachdem ich fleißig an meinem Bericht geschrieben und meine E-Mails empfangen hatte, genau da ging´s mit den Reveilles wieder los. Ich hätte es umdrehen sollen, vorher ausruhen und dann erst arbeiten bzw. Kontakt halten. Nächsten Sonntag weiß ich es besser. Aber vielleicht werde ich ja doch mal an einem Sonntag diesen goldigen Käfig nicht nur zum sonntäglichen Kirchgang verlassen können, sondern auch am mächtigen Kongo-Fluss spazieren gehen, oder Stadtteile besuchen, die angeblich so aussehen wie Städte überall auf der Welt. Die Kathedrale besuchen. Oder ein Museum. Oder in ein Konzert oder Theater gehen. Angeblich soll´s das alles hier geben. Unvorstellbar, wenn man so wie ich nur zwischen den Stadtteilen Limete und St. Pierre pendelt.

Naja. Ich habe dann Lust raus zu gehen. Einfach mir die Beine vertreten. Noch ist es nicht dunkel, die Luft ist nach einem heftigen Gewitter frisch. Ich traue mich raus. Die Leute aus der Umgebung haben mich, denke ich, wahrgenommen als Bewohnerin in ihrer Straße und können mich einordnen. Aber leider, die Tür ist verschlossen. Während der Woche ist ein Torhüter da, der aufsperrt bzw. das offene Tor bewacht. Der hat am Sonntag frei und die Tür ist zugesperrt. Die Mitbewohnerinnen schlafen. Bevor ich einen Lagerkoller kriege, nehme ich mein Federballspiel, das ich von zuhause für irgendwelche Bewegungsaktivitäten in der Altenpflege mitgenommen habe, und spiele allein mit dem Federball gegen die Mauer.

Endlich kommt die liebe Lea und hat Lust, mit mir zu spielen. Wir haben richtig Spaß. Beinahe lande  ich bei einem Sprung nach dem Federball mit der Nase in der Erde, und beinahe verliert sie vor lauter Herumrennen ihren Wickelrock. Wir spielen eine ganze Weile, verbessern uns schnell und hören dann schweißgebadet, was hier allerdings schnell der Fall ist, auf. Morgen und jeden Tag wieder, versprechen wir uns! Dass ich vor lauter Bewegungsdrang vergessen hatte, Insekten-Repellent aufzutragen und mich die Moskitos ordentlich erwischt haben, kann ich/muss ich sowieso verkraften. Hauptsache Lagerkoller abgewendet. 😉

Terasse vor dem Wohnzimmer

Terasse vor dem Wohnzimmer

Innenhof

"Meine" Schwestern

"Meine" Schwestern

Innenhof
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Eine Antwort zu Sonntag in Kinshasa

  1. Hermine Moser sagt:

    Warum poste ich meine Erfahrungen in Kinshasa erst jetzt, wo ich schon wieder zurück bin?
    Ich hatte es anders vor. Aber dann war ich einfach zu nahe dran, hatte zu wenig Abstand zu meinen Erlebnissen und Empfindungen. Ich ließ sie im Tagebuch für mich selbst und postete manchmal Kleinigkeiten auf facebook. Mehr schaffte ich nicht. Jetzt hole ich das Posten nach.

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