Kongo 2018 – Bericht Nr 1: unterwegs

Ich mache keine Fotos hier. Außer einem Selfie und anderen Fotos, wo alle Beteiligten Freude daran haben fotografiert zu werden.

Dieses Foto zeigt mich mit den Eltern und dem Bruder eines Freundes aus Österreich und meiner Freundin Solange. Wir haben Spaß mit dem Selfie und das ist gut so.

Aber auf der Straße, im Bus, will ich nicht fotografieren. Ich würde mich zur Voyeurin der äußerst angespannten Lebenswirklichkeit von so vielen Menschen hier machen.

Wenn ich unterwegs bin, bin ich wie eine Kongolesin unterwegs. Hinten auf einem Motorrad sitzend, die unmöglichsten Strecken zurücklegend. Eingezwängt in einem Taxibus mit an die 30 weiteren Personen. Dreißig, wie ist das möglich?

Der ausgehöhlte Bus hat sechs Sitzreihen, Bretter mit einer circa 12 cm. breiten Sitzfläche. In jeder Reihe sind vier Personen. Vorn der Fahrer mit weiteren zwei Personen. Und dann hängen sich hinten auf der Stoßstange stehend, und an der offenen Seitentür noch weitere drei bis vier Menschen an. Das ist gefährlich, noch dazu bei diesem extremen Verkehr, wo die Autos, wenn sie können, dahin rasen, weil sie dann eh gleich wieder abbremsen müssen, wenn von der Seite jemand einbiegt oder jemand überholt. Oder wenn es einfach staut, so wie immer in den Morgen- und Abendstunden.

So wie gestern Abend, es ist der Samstagabend vor Pfingsten. Ich will „heim“ nach Kimbanseke zu den Don Bosco Schwestern, wo ich für ein paar Tage wohnen darf. Kimbanseke ist riesig, und ich habe mich verfahren. Kompliziert muss ich in der Dunkelheit einen langen Weg mit dem Motorrad über eine kurvige und enge Sandpiste mit viel Gegenverkehr wieder zurück fahren, einen Taxibus in die andere Richtung nehmen, und wieder mit dem Motorrad diesmal durch eine morastige Strecke mit Wasserlachen fahren, um endlich den Konvent der Schwestern zu erreichen. Rechts und links zu Fuß Gehende, so viele kleine Kinder, VerkäuferInnen, wieder viel Gegenverkehr. Es spritzt und quatscht von allen Seiten.

Über zwei Stunden hat dieser Umweg gedauert. Ich habe gebetet, immer wiederholend „Mein Jesus Barmherzigkeit“. Für ein längeres Gebet oder längere Gedanken hatte ich keine Konzentration.

Alles geht gut, habe ich wieder einmal erfahren. Solange ich wie eine Kongolesin unterwegs bin, bekomme ich von den Menschen genau die Hilfe, die ich brauche um an das jeweilige Ziel zu gelangen.

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