Begegnung mit den „Witwen und Waisen“

In einem der beiden staatlichen Altenheime habe ich zwei Frauen gefunden, die dort unter sehr prekären Umständen hausen. Es sind eine 24jährige zweifache Mutter und eine 28jährige fünffache Mutter, die auch noch ihre 14jährige Schwester dabei hat. Sie sind Kriegsflüchtlinge aus Goma im Ost-Kongo, Witwen, haben Familienmitglieder im Krieg verloren und sind nach einer achtmonatigen Odyssee in Kinshasa gestrandet. Sie werden vom Altenheim recht und schlecht mitversorgt, aber wenn es dort nichts zu essen gibt, was manchmal der Fall ist (an dem Tag, an dem ich dort arbeitete, gab es zum Frühstück nur Tee, wer Brot haben wollte, musste sich das selber kaufen, und zum Mittagessen gabs Fufu (Maniokbrei) und Gemüse aus Maniokblättern. Abends wahrscheinlich auch nur Tee) fällt auch für die Kriegsflüchtlinge nichts ab.

Die Frauen haben zwei nackte Matratzen, auf denen sie mit den kleinen Kindern schlafen. Die anderen Kinder schlafen auf dem nackten Boden. Sie haben keine Decken, Bettwäsche, Handtücher, Toilettartikel. Sie sind alle krank. Eines der Babys hat Malaria, sagt seine Mutter. Beide Frauen kennen Malaria nur zu gut. Alle anderen Kinder haben Lungenprobleme. Die Frauen haben geschwürartige Wunden an den Beinen. Sie zeigten mir ihre Brüste – sie sind ohne Milch, obwohl sie ihre Kinder stillen sollen.
Am Montag hatte ich nur wenig erfahren, weil es ja mit den alten Leuten genug zutun gab. Am Dienstag früh war ich vor Beginn der Schuluung kurz dort, gab ihnen etwas Geld und einiges für die Kinder, auch Toilettartikel soweit ich sie selber zur Hand hatte.
Heute hatte mich eine Schwester (ich wohne in einer kleinen Gemeinschaft von geistlichen Schwestern) dort hin begleitet. Ich wollte mit ihrer Hilfe besser herausfinden, was den Frauen fehlt. Was ich erfahren und heute deutlich selber erlebt habe, ist einfach schrecklich. Ich merke meine Anspannung beim Schreiben, vertippe mich dauernd.
Montag werde ich mit Hilfe der Schwestern Matratzen, Decken, Bettwäsche etc. einkaufen und ihnen genügend Geld für Essen und Medikamente geben. Mein Bares dürfte dafür reichen.

Dann lebt in diesem Altenheim eine 65jährige Frau, Diabetikerin, mit ihrer dreijährigen Enkelin. Es gibt noch weitere vier Enkelkinder, das jüngste davon ist 5. Sie leben auf der Straße. Die Mutter ist psychisch krank und hat die Kinder verlassen. Die Oma haust selber nicht viel besser als die Frauen aus Goma, ist krank, und kann sich nur um das jüngste Enkerl kümmern. Sie braucht Hilfe, um die anderen Kinder zu finden, und dann vor allem einen Platz für sich und die Kinder.

Und dann ist da noch eine junge Frau, die im Altenheim als Volontärin arbeitet. Auch mit ihr habe ich erst heute länger reden können. Sie hat eine Schwester, die psychisch krank ist und sich nicht um ihre sechs Kinder, eins davon blind, kümmert. Die Großmutter hat die Kinder bei sich, aber keine Mittel, sie in die Schule zu schicken.

Mit Sr. Marie Justine möchte ich die Familie besuchen um herauszufinden, ob es genügt, sie mit dem Schulgeld zu unterstützen (natürlich das Schulgeld direkt an die Schule zahlen) oder was sie sonst noch für die Kinder brauchen.
P.S. vom 11. 12.: Die Frauen sind mit zwei 140cm breiten Matratzen, Handtüchern etc. versorgt, und einer Ärztin habe ich Geld für die Malaria-Medikamente gegeben. Sie sind noch nicht bei den Frauen eingetroffen. Aber ich hoffe, das wird noch kommen!!!

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