24 Stunden mit einer obdachlosen jungen Frau

13. 12. Thérèse hatte ich schon einmal bewusst wahrgenommen, war zurückgegangen, um ihr etwas Geld zu eben, obwohl sie nicht gebettelt hatte. Gestern, Sonntagmorgen, sah ich sie, wie sie mit mehreren Plastikflaschen mit Wasser ihre Wäsche wusch, Wasser draufleeren, einseifen, Wasser draufleeren zum Abspülen der Seife. Mühsam. Ich bot ihr an, ihre Wäsche bei uns in der Waschmaschine zu waschen, aber erst am Abend, wenn ich wieder heim komme. Das tat ich dann auch. Ich holte alle ihre Sachen, gab ihr von mir eine Decke, weil sie sonst auf dem nackten Betonboden hätte schlafen müssen. Die Torhüter in der Wohnanlage kannten Thérèse und wussten, dass sie schon über ein Jahr auf der Straße lebte. Ihre Geschichte ganz kurz: Sie stammt aus Kisangani, kam zu Verwandten nach Kinshasa, die sie aber dann verjagt hätten. In Kisangani hätte sie ihre Mutter, aber es fehle das Geld für die Reise.

Es begann zu regnen und es regnete die ganze Nacht tropenmäßig. Ich dachte an Thérèse.

Am Morgen stand sie in meine rote Decke eingewickelt in ihrem Eck und bedeutete mir „Hunger“. Ich lud sie ein ins Auto zu steigen und nahm sie mit zur Procure, in diesen Komplex, der Bank und Hotel und noch manches mehr ist. Dort setzte ich sie an den Frühstückstisch, richtete ihr Tee und Brote – ich bemerkte, dass sie nicht wirklich sich zu bedienen wusste. Während sie frühstückte, erledigte ich meine Sachen, holte sie wieder ab und nahm sie mit nach St. Pierre. Dort brachte ich sie in mein Zimmer, und ich widmete mich meiner Arbeit, dem Unterrichten. Sie konnte sich ausruhen und sich trocknen. Nach der Schulung begleitete ich sie – vorher hatte ich sie gefragt, ob sie das wolle – in ein Aufnahme-Haus für Straßenmädchen. Von diesem wusste ich durch Franciska, die ich in einem der Hospice kennen gelernt hatte. Aber Thérèse konnte dort nicht bleiben. Es werden nur Mädchen, die unbegleitet kommen, aufgenommen. Also zurück nach Gombe zu ihrem Platz am Straßeneck. Ich gab ihr noch das Geld für den Transport am nächsten Tag, wenn sie allein in das Aufnahmezentrum fahren würde, und wünschte ihr eine gute Nacht. Es war trocken.

Wie ging es weiter? Thérèse ging nicht in das Aufnahme-Haus sondern blieb auf der Straße. Mich wollte sie als Unterstützerin behalten. Das ging aber nicht. Meine „Sozialarbeits-Kraft“ war begrenzt, und mein Aufenthalt ebenso.

Dieser Beitrag wurde unter Bildung & Pflege, Interkulturelles, Kinshasa, Lebensqualität veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert